Auf ihrem neuen Album "Speisekammer des Weltendes" beleuchten Erregung Öffentlicher Erregung die menschliche Existenz im Postkapitalismus und fassen diese immer wieder in kulinarische Metaphern. Zwischen den Stücken taucht unter anderem die Frage auf: Wie gestalten sich Genuss und Freizeit im Angesicht der drohenden Apokalypse? Dieses Spannungsfeld spiegelt sich auch musikalisch wider; mit Stücken, die den Abriss feiern, und solchen, die den Zerfall beklagen. Erregung Öffentlicher Erregung stellen das auf "Speisekammer des Weltendes" – wie schon auf dem Vorgänger – sehr abwechslungsreich dar, aber noch besser auf den Punkt gekocht. Wo Punk ist, ist es noch lauter, wo Kraut ist, ist es noch verfilzter. Produziert wurde das Album von Olaf Opal, der diese Facetten noch stärker kontrastiert hat.
Der mit der Band befreundete Berliner Autor Sven Pfizenmaier, der auch schon bei einem EÖE-Musikvideo Regie führte, schreibt das Album:
"Wir betanzen unsere Unfähigkeit am Jenga-Tisch, nicht einen einzigen Stein kriegen wir herausgezogen, ohne, dass alles in sich zusammenfällt – ist das ein Verbrechen oder vertrauen wir uns einfach nicht mehr? In der Speisekammer des Weltendes lässt sich das nicht eindeutig sagen. Wir haben Spaß, das schon, schließlich haben wir alles, was wir brauchen: wir haben Museen und einen Streichelzoo, wir haben viele, viele Pommes. Aber sag mal, warum kann ich dich auf einmal nicht mehr leiden, wenn du dich von mir nicht anlecken lassen willst? Gerade eben mochten wir uns noch.
Wie schön es wäre, liebevoll zu sein, doch in jeder Alltagshandlung liegt etwas Bedrohliches, was gerade noch so herrlich duftend köchelte, kocht jetzt über, und ehe wir uns versehen, ist der Sommer vorbei und wir kommen nicht umhin, an Zeiten zu denken, zu denen alles irgendwie friedlicher war. Mit Nostalgie jedoch können wir uns nicht aufhalten, wir kommen nicht aus unserer Haut: Schlangen lügen, Fliegen nerven, Hasen ficken, und wir, wir müssen weiter, denn wir haben Sehnsucht. Die Speisekammer des Weltendes ist der fortgeschrittenste Sound von Erregung Öffentlicher Erregung. In aller Klarheit prügeln die Drums mal in der Finsternis auf E-Gitarren ein, mal umspielen sie träumerische Keyboards, während sich im Gesang all das spiegelt, was die Welt so schön macht und schrecklich – das Uneindeutige im Zwischenmenschlichen, der Frust über eine verstaubte Gesellschaft, die sich viel zu oft nur noch mit beißendem Humor ertragen lässt. Immer wieder brechen dabei klare Bilder aus den Texten, in deren Kontrasten das ewige Rätsel der Existenzbewältigung liegt. Letzten Endes kann die einzig vernünftige Handlung nur darin bestehen, den eigenen Lebenslauf hochzuhalten und zu sagen: Seht mal her, wie scheiße der aussieht. Was soll passieren, wir haben uns."